Rezensionen und Besprechungen

Der Dienstfahrradwäscher
Sein Heimatsender spricht den Politjournalisten Friedrich Nowottny heilig - Die Besten im Westen, 20.15 Uhr, WDR
die tageszeitung, 14.11.2008

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Natürlich ist er einer der Besten, unsretwegen auch im Westen: Friedrich Nowottny, der Mann mit dem unnachahmlichen Kassengestell, wird heute Abend im WDR heiliggesprochen. Das TV-Porträt von Mathias Haentjes ist gut gemacht. Die Kamera fängt hier und da sogar Bilder ein, die klar über dem Durchschnitt liegen. Doch wäre einem wohler, nicht der WDR, sondern jemand anderes hätte diesen schönen Film gedreht.

Denn so sehr Nowottny Ikone des TV-Politjournalismus war, zu Zeiten, als noch mehr erklärt und weniger getalkt wurde - er war anschließend auch schlappe zehn Jahre Intendant der Kölner ARD-Anstalt. Damit kein Missverständnis ensteht: Der Film ist keine Liebedienerei, und natürlich gibt es über den Mann, der als Radrennansager stimmgewaltig und als politseriöser Journalistenkläffer groß wurde, ohnehin eher Positives zu sagen. Man hat aber das Gefühl, dass sich der Film den einen oder anderen Schlenker verkneift: Da wird gebührend bewundert, dass der alte Herr sich regelmäßig einmal wöchentlich journalistisch im Radio meldet - "im öffentlich-rechtlichen natürlich", raunt es dazu. Dass Nowottny auch mal den Wahlanalysten für RTL gab, passt da weniger rein - und fällt also weg.

Aber allein wegen der Anekdoten ist der Film ein Muss. Wie die des Jungredakteurs Nowottny damals bei der Bielefelder Freien Presse, der gemeinerweise keinen Dienstwagen, sondern nur ein Dienstfahrrad bekam - und es gerade deshalb trotzig wöchentlich an der Tankstelle für 50 Pfenning auf Verlagskosten waschen ließ.

STG

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