Der Mann der Goebbels jagte

(mit Reiner Brückner)
(2003, 45', WDR)

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Dr. Bernhard Weiß, Offizier im 1. Weltkrieg, Jurist, Vize-Polizeipräsident von Berlin und Jude. Kaum jemand erinnert heute noch diesen Mann, der in der Weimarer Republik eine Aufsehen erregende Persönlichkeit war. In den Jahren 1927 bis 1933 stand sein Name beinah täglich in den großen Berliner Zeitungen, denn er führte einen erbitterten, öffentlichen Kampf gegen Joseph Goebbels, den Gauleiter der NSDAP von Berlin und Brandenburg. Er war bis zur Machtübergabe an die Nazis der große Gegenspieler von Joseph Goebbels. Er leitete den Staatschutz und befehligte die Einsätze der Berliner Polizei.

Wann immer Goebbels seine braunen Schläger auf Kommunisten, aber auch Anhänger der Republik hetzte, war Weiß zur Stelle und brachte die Männer der SA hinter Schloss und Riegel. Goebbels startete eine beispiellose Hetzkampagne gegen Weiß, den er in seinem Naziblatt "Der Angriff" Isidor nannte. Immer wieder erschienen Schmähartikel verziert mit Isidor-Karikaturen der übelsten Sorte. Mit Weiß als "Isidor" hatte Goebbels seinen idealen Feind gefunden: Jude und Repräsentant der Republik, im Nazijargon "Vertreter des Systems". Weiß schlug zurück und überzog Goebbels mit unzähligen Prozessen, die er alle gewann.

 

Er setzte Goebbels so sehr zu, dass der in seinen Tagebüchern heftig stöhnte. Doch aufhalten konnte Weiß ihn nicht. Weiß floh 1933 über Prag nach London, wo er 1951 kurz nach der Wiedererlangung seiner deutschen Staatsbürgerschaft starb. "Er war ein Mann der Gegensätze, ein Jude, geprägt von preußischen Tugenden, klein von Statur, groß im verantwortlichen Handeln und ein überzeugter Demokrat." schrieb Uwe Dannenbaum in der "Welt" anlässlich der Benennung des Vorplatz am Bahnhof Friedrichstraße nach dem ehemaligen Polizeipräsidenten.

Der Film setzt mit ihm einem entschiedenen Verfechter der republikanischen Ordnung ein auf seine Weise ein Denkmal. Das Leben und Handeln des Bernhard Weiß ist der Beweis, dass mit noch mehr Männern seines Schlages die Nazis hätten gestoppt werden können.

Kamera: Jürgen Pietzner    Schnitt: Monika Bednarz    Redaktion: Lorenz Beckhardt

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