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Mein Germany

US-Soldaten im Trümmerland
(2010, 45', WDR)

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„Offen gesagt hatte ich kein großes Mitleid mit den Deutschen. Die hatten ja den verdammten Krieg angefangen, nicht wir.“ Der US-Presseoffizier Gene Mater steht für viele ehemalige GIs, die ihre prägenden Jahre als Besatzer im geschlagenen Deutschland verbrachten. Die Jahre 1945-1949 werden für diese jungen Soldaten die wichtigste Zeit ihres Lebens. Und sie werden zu Wegmarken für das langsam unter sanftem Druck und tätiger Mithilfe der Alliierten sich ausbildende westdeutsche Staatswesen.

„Mein Germany“ erzählt die Geschichte der deutsch-amerikanischen Annäherung aus der Sicht jener Soldaten, die im Jahr 1945 ins Trümmerland Deutschland kommen. Die amerikanische Besetzung des deutschen Westens ist einer der wichtigsten Kulturbrüche in der deutschen Geschichte. Ein Volk, das über fast ein Jahrhundert immer weiter in die düstersten Formen des Chauvinismus abgeglitten war, wendet sich innerhalb von wenigen Jahren einer neuen Lebensweise, einer neuen Kultur, neuen Freunden zu.

Auch für die Amerikaner, die mit dem Deutschland der Nachkriegszeit konfrontiert werden, ändert sich die Sichtweise auf die Deutschen. Radikal  ändern sich aber auch der Blick der jungen Männer auf die Welt und die eigene Lebensweise .

„Kurz gesagt: in Deutschland wurde ich erwachsen“ , erzählt Tony Vaccaro „Ich spürte, ich wachse als Mensch. Deshalb blieb ich dort.“ Damals ist er ein junger Infanterist mit dem sehnsüchtigen Berufswunsch Fotograf. Immer hat er seine Leica dabei, schon während des Vormarsches in Frankreich. Deutschland nach der Kapitulation wird für ihn zur bewegenden menschlichen und künstlerischen Herausforderung. Tony Vaccaro wird offizieller Fotograf für das US-Hauptquartier in Frankfurt und dokumentiert in tausenden von Fotos den Alltag im Ruinendeutschland. 

Tony Vaccaro, Gene Mater und die anderen US-Zeitzeugen Robert Wolfe und Paul Johnson erzählen uns vom deutschen Nachkriegselend, vom Misstrauen zwischen Amerikanern und Deutschen, vom schwarzen Markt und von der Jagd auf versteckte Nazis. Und sie berichten von kleinen und großen Gefühlen. Die Liebe in den Trümmern – in diesen Tagen ist sie nicht Klischee sondern zigtausendfache Wirklichkeit.

Von ihrer großen Liebe berichtet auch Connie Mac Grath, eine Frankfurterin die heute in San Diego lebt. Es ist eine deutsch-amerikanische Liebe gegen große Widerstände: Misstrauen bei Gundas Eltern - „man geht nicht mit dem Feind“ - und bei den Army-Vorgesetzten ihres Freundes. Alle sind gegen diese Liebe, besonders auch Connies deutsche Freunde. „Die armen Kerle, die kamen aus Russland nach Haus und halb verhungert und, in Lumpen  und hier sind die deutschen Mädchen, die sich mit dem Feind abgeben“, erinnert sie sich heute.

“Mein Germany – US Soldaten im Trümmerland” ist ein filmisches Erinnerungsalbum, das seinen Bogen von den letzten Kämpfen bis zur Berliner Luftbrücke spannt. Der Film, der ausschließlich mit Archivmaterial und Interviews arbeitet, führt uns zurück in eine Zeit, wo nichts mehr so war wie vorher. Eine Zeit wo aus den Trümmern unmerklich etwas Neues entstand.

Schnitt: Dirk Seliger     Redaktion: Beate Schlanstein

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